Montag, 2. April 2007

Erste Frühjahrsthermik am Brauneck

Die Sonne ist schon richtig warm. Es wird Frühling. Du sitzt auf der Holzbank vor Ludwigs Gleitschrimschule. Ludwig und Max sind eifrig dabei, Leihschirme zu verteilen. Du schaust dem Treiben zu und entspannst Dich.

Der Patscherkofel meldet zwar kräftigen Südwind. Das ist heute aber kein Grund, Flugpläne zu verwerfen. Der Hochdruckeinfluss aus Norden dürfte sich schon durchsetzen.

Ursula, David, Susanne und Stefan trudeln auch schon ein. Ihr fahrt die Bergbahn hoch. Oben ist herrlichstes Flugwetter. Am Gipfel wird fleißig nach Süden gestartet. Ihr macht Euch zum Startplatz auf. Auf dem Weg fliegt ein Gleitschirm dicht über Eure Köpfe. Kurz drauf raschelt es in den Bäumen hinter Euch und der Kerlemann liegt am Boden. Zum Glück ist nichts passiert… Vielleicht wäre hier ein Besuch bei einem Optiker nicht schlecht.

Am Startplatz ist es voll. Der Wind steht schön aus Süden an. Einige Piloten starten zügig raus. Andere tritscheln endlos. Du wartest ewig, bis Du an die Reihe kommst. Dann dreht der Wind schlagartig auf Nord. Einige Thermikblasen ziehen noch den Startplatz hoch und verleiten Dich zu einem Startversuch, der aber erwartungsgemäß in die Hosen geht. Mühsam schleppst Du Deinen Schirm wieder hoch. Dir wird heiß und Dir läuft die Soße runter.

Okay, dann zum Nordstartplatz. Es scheint, dass die Thermik auch weg ist. Am Nordstartplatz geht es viel schneller. Endlich, you are air born!

Wow, und gleich rechts geht eine Blubberblase hoch. Die packst Du Dir. Irgendwie ist die Blase ziemlich klein. Du wirst sofort wieder rausgeworfen. Mit ein bisschen Biss kannst Du aber das Ding einigermaßen einkreisen. Es geht ruppig nach oben. Du überhöhst den Startplatz. Im Südwesten baut sich ein Kumulus auf. Du schaust, dass Du im Luv den Aufwind dahin erwischt. Bei 1.800 m geht dem Bart aber die Puste aus. Ein Kollege schafft es noch 100 m höher. Egal, Du genießt die Aussicht, soweit das bei den holperigen Verhältnissen möglich ist. An Fotografieren ist nicht zu denken. Schade. Du kannst weit ins Alpenvorland blicken, im Nordwesten der Starnberger See, ziemlich genau im Norden München. Der Süden wartet mit einem grandiosen Blick auf die Alpennordkette auf. Super genial!

Deine Finger beginnen einzufrieren. Es ist zapfig kalt hier oben. Du nimmst die Arme kurz von den Steuerleinen, um sie nach unter zu halten, damit Blut nachfließen kann. Zack! Schon klappt die linke Schirmseite ein. Ein schneller Griff in die Steuerleinen verhindert Schlimmeres. Deine Finger werden also vorerst frieren müssen.

Du fliegst weiter Richtung Kogelberg. Auf halben Weg dahin zeigt Dir ein Drachen einen smoothen Bart. Das Steigen ist total weich. Die Windgeräusche sind seltsam leise. Dein Vario piepst gleichmäßig vor sich hin. Du bist genau im Zentrum. Kreis für Kreis kannst Du weiter über den Horizont sehen. Du bist in Deinem Element.

Über der Gipfelstation der Brauneckbahn ist die Luft zwischenzeitlich stark rippstop-haltig geworden. Anders der Latschenkopf. Der Ergeiz packt Dich und Du machst Dich auf den Weg dorthin. Du hältst Dich nördlich vom Brauneck. Links unter Dir lässt Du den Nordstartplatz liegen. Ein Blick auf Dein GPS verrät Groundspeed mit über 50 km/h ohne Beschleuniger. Irgendwie nicht so toll, wenn Du unproblematisch zurückkommen willst. Über dem Schrödelstein verlässt Dich Dein anfänglicher Mut. An seinem unteren Eck
nimmst Du noch einen super ruppigen Bart mit. Dann drehst Du um und wirst mit 2 ½ Metern Sinken bei 18 km/h Groundspeed belohnt. Aber Deine Höhe reicht.

Du gleitest auf Kammhöhe zurück zum Kogelberg. Dort bekommst Du Widererwarten einen super smoothen Bart, der Dich auf 1.850 m trägt. Genial.

Jetzt melden sich Deine Finger. Sie schmerzen vor Kälte. Auch Hunger macht sich breit. In einem großen Bogen über das Lenggrieser Tal fliegst Du zum Landeplatz. Deine Finger tauen auf. Hui-hui-hui, das brennt!

Touch down. Du bist glücklich.