Samstag, 21. April 2007

Emberger Alm - Greifenburg

Es ist Freitagabend, ca. 22.00 Uhr. Nach einer anstrengenden aber erfolgreichen Woche huschen die Fahrbahnmarkierungen links und rechts an Deinem Auto vorbei. Du bist auf der Tauernautobahn. Spittal ist nicht mehr weit. Wochenendsfreude macht sich in Dir breit. Vor Dir fahren Stefan und Susanne. Der Radio bringt zümpfige Volksmusik. Radio Kärnten… Eigentlich zum Weglaufen. Heute aber irgendwie geil…

Schon vergangenes Wochenende warst Du in Kärnten zum Fliegen unterwegs. Von Obertilliach aus warst Du vom Golzentipp gestartet. Mehr als ein bisschen Thermikfliegen war aber für Dich nicht drin. Andere haben es besser erwischt und sind kleine Strecken geflogen. Tags drauf klappte es auch bei Dir und Du konntest einen One-Way-Flug vom Helm bis zum Toblacher See machen. Insgesamt waren die Bedingungen ziemlich ruppig in der Luft gewesen. Egal, die Leute, mit denen Du unterwegs warst, waren super nett. Abends wurde gegrillt und Du hast viele Geschichten erzählt bekommen.

Dieses Wochenende ist Greifenburg das Ziel. Das Wetter ist nahezu perfekt angesagt. Und in Dir wachen Streckenflugträume auf. Zunächst musst Du Dich aber noch aufs Autofahren konzentrieren. Und der Radio dudelt: „… fliegst Du zu mir, mein Schatzerl…“


Am nächsten Morgen triffst Du Stefan und Susanne beim Frühstück. Stefan hat ein mächtig breites Grinsen im Gesicht. Die Vorfreude auf den heutigen Flugtag ist nicht zu verkennen. Wahrscheinlich läufst Du mit einem ähnlich breiten Grinsen rum…

Nachdem Ihr Euch vom teuersten der drei Shuttle-Busse habt ködern lassen, kommt Ihr für 5 Euro um kurz nach zehn am Thermik-Treff auf der Emberger Alm an. Der Startplatz ist bereits mit Drachen voll.



Zwischen den Drachen hüpft Idefix herum.
















Der Wind steht schon am Startplatz an. Es haben sich auch schon einige kleine Wolken über den Gipfeln gezeigt. Die Wolken ziehen etwas schneller als erwartet. Ruhige Verhältnisse wird’s heute wohl kaum geben…


















11 Uhr. Die ersten hauen sich raus.

















Es trägt noch nicht recht und es ist ein ziemliches Gekämpfe. Dann zieht es an. Du startest auch. Kaum in der Luft, bekommst Du kräftige Rückmeldungen von der Kappe. Es ist eindeutig – heute ist bewegte Luft… Du überhöhst leicht den Startplatz. Dann ist Zeit, die Fluggeräte zu kontrollieren, denn Dein Vario gibt keinen Mucks von sich. Verdammt, da fällt Dir wieder ein, dass Du gestern Abend noch schnell was im Vario eingestellt hast. Danach hast Du offensichtlich vergessen, es wieder auszuschalten. Batterien in der Luft tauschen geht nicht, weil das Fach verschraubt ist. Zähneknirschend machst Du Dich also zum Landeplatz auf und spiralst hinab.

13 Uhr. Endlich bist Du wieder oben am Startplatz. Diesmal mit frischen Batterien und Akkus! Jetzt steht der Wind richtig kräftig an. Aber es müsste gerade noch zum Starten gehen. Du hörst Deinen Schirm im Rucksack schon schreien: „Schnell lass mich raus! Ich halt´s hier drin nicht mehr aus!“ Endlich, Du bist in der Luft. Vor Dir zeigen Dir zwei Kollegen, dass der Hausbart geht. Du reihst Dich unten ein und es geht ab nach oben. Buff, und da kommt auch schon die erste Böe. Buff, und da die nächste. Dich haut es im Gutzeug ziemlich hin und her. Aber was soll´s. Es geht nach oben. Du musst Deinen Schirm kräftig aussteuern. Immer wieder fällst Du aus der engen zerrissenen Thermik raus und dein Schirm will auf die Nase.

Es ist mühsam, sich über den Gipfel hoch zu arbeiten. Dann wird die Thermik definierter und deine Kreise werden gleichmäßiger. Ab 2.400 m nimmt das Rumpeln wieder deutlich zu und Du musst um die ersten Wolkenfetzen herumfliegen. Das macht eigentlich riesig Spaß und die Aussicht hier oben ist einsame spitze. Es wird aber so rumpelig, dass Du Dich Richtung Osten verziehst. Du hast ohnehin genug Höhe, um zum Gaugen zu gelangen. Der Nordwest-Wind schiebt Dich etwas an, so dass Du 50 Sachen im Trimmspeed machst.

Der Gaugen hat auf seiner Südseite einen großen Kessel. Auf seinem westlichen Ausläufer drehst Du wieder auf 2.300 m auf und kassierst dabei mehrere kleine Klapper. Es wird kälter. Die Luft wird ruhiger. Mit Null Sinken querst Du den Kessel und kurbelst am östlichen Rand des Kessels auf 2.500 m auf.

















Vor Dir liegt der Stagor. Er ist schroffer als die übrigen Berge und seiner Gipfel ist kantig. Irgendwie macht der Berg einen grimmigen und harschen Eindruck auf Dich. Seine Südseite steht im perfekten Winkel zur Frühjahrsmittagssonne. Das flösst Dir Respekt ein. Du machst Dich auf einen unsanften Thermikeinstieg gefasst. Leicht unter Grat erreichst Du den Stagor. Und plötzlich reißt es gewaltig an. Dein Schirm kippt nach hinten. Dein Vario merkt es dann auch schon und jault voll los. Du drehst auf deiner Schokoladenseite ein und prompt fällst Du wieder aus dem Bart raus. Du bringst Deinen Schirm mit kräftigen Steuerbefehlen wieder einigermaßen über Dich und nutzt die Überfahrt, um wieder in die Thermik hineinzudrehen. Und wieder reißt es enorm an! Aber diesmal bleibst Du drin… Nach zwei Kreisen hast Du eine ungefähre Vorstellung von dem Bart. Es geht mit etwas mehr als 4 m/s ziemlich ruppig nach oben. Yuppie!
















Du kommst an der Wolkenbasis an und Wolkenfesten zeihen an Dir vorbei. Über Dir ist die Wolke etwas dunkel und es zieht immer noch nach oben. Du machst Dich besser zum Wolkenrand auf.


Weit unter Dir fliegt ein Segelflieger durch. Du fliegst weiter bis zur Radlberger Alm. Erwartungsgemäß geht hier nichts. Du drehst um.

Für den Rückflug wählst Du nicht den Weg über die Gipfel, sondern die im Tal vorgelagerten Abrissstellen. Eventuell kann der östliche Talwind etwas schieben. So gelangst Du schnell bis zum Gaugen zurück. In dessen Kessel kannst Du eine herrlich smoothe Thermik zentrieren, die Dich wieder auf über 2.500 m bringt. Von hier oben ist die Aussicht phänomenal. Es ist auch irgendwie nicht mehr so ruppig. Die großen Wolken schatten jetzt einiges ab.

Du hängst Dich unter eine große Wolke und fliegst zur Emberger Alm zurück. Mit einem Mal musst Du feststellen, dass Du irrsinnigen Hunger bekommen hast. Du verwirfst daher deinen ursprünglichen Plan, zum Knoten und zur Mokarspitz nach Westen weiter zu fliegen.

Gemütlich fliegst Du ins Drautal hinaus, über die Drau drüber und bis zur Südseite des Tals. Dort findest Du an einer vorgelagerten Almwiese noch mal einen Bart, in dem es mit 1,2 bis 1,5 m/s sanft nach oben geht. Spaßeshalber drehst Du den Bart aus, nur um zu sehen, wie hoch er reicht. Bei 1.626 m ist Schluss.

Dein Magen knurrt jetzt schon ganz gewaltig. Du gibst nach und steuerst Richtung Landeplatz. Eine kleine Steilspiral noch und dann gehst Du landen.

Susanne ist schon am Landeplatz. Stefan segelt noch durch die Lüfte. Glücklich und zufrieden packst Du Deinen Schirm zusammen… Jetzt ein Wiener Schnitzel mit Pommes und ein Pfiff. Mehr braucht der Mensch nicht! Ich bin überzeugt! :-)