Dienstag, 4. Juli 2017

Fliegen, fliegen, fliegen...

Es ist eine alte Weisheit: Wer was lernen will, muss üben. Das gilt beim Modellheli-Fliegen um so mehr.

Letztes Jahr war mir dieses Buch in die Finger geraten. Seitdem gehe ich systematisch an mein Flugtraining heran. Mit erstaunlichem Erfolg und das macht richtig Spaß!


Für mich war ausschlaggebend, mir genau zu überlegen, was ich fliegen will und wie das am Steuerknüppel funktioniert. Das oben erwähnte Buch gibt dafür sehr wertvolle Hilfestellungen. Es beschreibt zunächst die "einfachen" Fahrtfiguren wie Turn, Looping und Rolle. Jede Flugfigur wird in ihre wichtigen Phasen zerlegt und dann ausführlich beschrieben. Das hat mir die Grundlage gegeben, mir auf meinen individuellen Flugkünsten aufbauende Übungen zurecht zu legen.

Wichtig ist grundsätzlich: Das, was man üben will, muss "platziert" werden. Das bedeutet, dass die Figur nicht irgendwo geflogen wird, sondern an einem vorher festgelegten Ort. Um diesen Ort fixieren zu können, stelle ich mir ein großes Fenster vor, in dem ich fliegen will: das Flugfenster. Die meisten Figuren werden unmittelbar vor mir in der Mitte dieses imaginären Fensters geflogen. Am linken und rechten Rand dieses Fensters übe ich Wendefiguren.


Aufbauend auf meinen Rundflugkünsten habe ich zunächst versucht, das Fenster "sauber abzufliegen". Dafür habe ich mir in etwa 20-30m Höhe den unteren Rand meines Flugfensters vorgestellt. Diesen Rand bin ich dann stets von links nach rechts, hin und her abgeflogen. Um umzudrehen, habe ich eine hochgezogenen Kurve geflogen, die ich mit der Zeit immer weiter hoch gezogen und schließlich zu einen Turn ausgebaut habe. Das hat - ohne Wind - relativ schnell ganz gut geklappt!

Interessant war für mich die Erfahrung, dass man sich offenbar sehr schnell auf eine Drehrichtung im Turn festlegen kann. Die andere Drehrichtung will dann nicht mehr gut gelingen. Der Ausprägung einer solchen "Schokoladenseite" sollte man meines Erachtens gezielt und umgehend entgegentreten, was heißt: Turns von Anfang an nach links und rechts an beiden Seiten des Flugfensters fliegen. Damit kann man dann schon einige Übungstage auf dem Flugplatz zubringen...

Nachdem ich meinen Heli einigermaßen gezielt in meinem Flugfenster bewegen konnte und insbesondere das Aussteuern von Windeinflüssen mehr und mehr von meinem Kleinhirn erledigt wurde, habe ich meine erste Mittelfigur ins Visier genommen: den Looping.

Den Looping hatte ich mir schon im letzten Sommer mit viel Mut beigebracht. Die Bezeichnung "Looping" ist allerdings - um ehrlich zu sein - vielleicht etwas hoch gegriffen. Ein "Ei" beschreibt die Flugbahn wohl zutreffender. Jetzt sollte das besser werden, sauber platziert und in der Mitte meines Flugfensters: Aber ein richtiger schöner Looping in der Größe und so rund, wie ich ihn mir zuvor im Anflug auf die Figur zurecht gelegt hatte, - oh man - daran übe ich jetzt schon seit dem Frühjahr... Das ist gar nicht so einfach. Gut Ding will eben Weile haben. Und so langsam nähert sich mein Pitchmanagment tatsächlich meiner Vorstellung von einem runden Looping an - jedenfalls manchmal... :-)


Viel Üben hilft viel! Das - so musste ich feststellen - ist beim Helifliegen allerdings nur bedingt richtig. Eine gewisse Abwechslung ist ebenso wichtig!

Neben dem Looping habe ich mir deshalb die Rolle vorgeknöpft. Da ich Mode 1 fliege, ist die Rolle komplett über den rechten Stick zu steuern. Ein schöner Kontrast zum Looping, da Höhe bekanntlich bei Mode 1 links gesteuert wird.

Die Rolle ist m.E. im Grundsatz einiges anspruchsvoller als der Looping. Sie kann bekanntlich nach rechts und links geflogen werden. Kann man sie in eine Richtung schon ganz gut, heißt das für die andere Richtung noch gar nichts. Im Gegenteil: Bei mir ging die Rolle links herum von Anfang an fast "wie am Schnürchen" gezogen. Ganz anders mit Drehrichtung nach rechts. In dieser Drehrichtung endeten meine ersten Rollen beinahe ausschließlich in einer ziemlichen Fassrolle. Am Flugsimulator konnte ich dieses Phänomän in keiner Rollrichtung provozieren. Nach einigen Rollübungen "in Natur" stellte ich fest, dass ich bei einer Rolle nach rechts gerne viel früher und deutlicher ins Pitch greife als bei einer Rolle nach links und somit in der Rückenlage viel zu viel Negativpitch einsteuere. Dieses unpassende Pitchmanagement habe ich mir dann gezielt abtrainiert. Jetzt klappen die Rollen links wie rechts schon einigermaßen...

Da als einzige Wendefigur der Turn mit der Zeit etwas langweilig wird, bin ich im Moment dabei, den Aufschwung bzw. einen 3/4-Looping mit anschließender halben Rolle in mein Repertoire aufzunehmen. Danach will ich mir die Kubanacht als neue Mittelfigur zu gemüte führen.

Das strukturierte Üben macht mir enorm viel Spass. Ein wesentlicher Punkt dabei ist für mich, dass durch das selbst vorgegebene Programm ein Rahmen entsteht, an dem ich messen kann, ob ich an dem Flugtag tatsächlich was Neues gelernt habe oder eher nicht. Ich habe so auch ein gewisses Gespür für "Konsolidierungsphasen" meiner Hirnwindungen entwickelt. Schenkt man einer solchen Phase Beachtung und lässt an solchen Tagen eher etwas Neues weg, kommt kein unnötiger Frust auf, der den Spaß (unnötiger Weise) doch arg einbremsen kann. Denn es besteht dann ja schon gar keine Erwartung, mit was neu Gelerntem vom Platz zu gehen...